Bruno Peter M&I AG
Autor: Thomas Meier
Die Software passt sich den Prozessen an
Das Schweizer Familienunternehmen Bruno Peter führte vor einigen Jahren die ERP-Software CASYMIR ein.
Speziell dabei: Es wurden nicht wie oft üblich die Unternehmensprozesse der Software angepasst. Vielmehr passten die Softwareingenieure ihr ERP-System den bestehenden Prozessen im Unternehmen an, und das mit Erfolg.
Die Bruno Peter AG produziert Farben für die Kunststoffindustrie. Im Fachjargon heisst das Masterbatch. „Wir produzieren aber nicht nur die Farbe selbst, sondern färben den Kunststoff auch direkt ein und mischen, wo gewünscht, Veredelungsstoffe bei“, sagt der Geschäftsführer Thomas Peter. Produkte mit dieser PolymerPlus Farbe laufen unter der Bezeichnung Compounds.
Das Unternehmen bedient hauptsächlich den Markt in Europa, genauer: den deutschsprachigen Raum plus Frankreich und Italien. Peter: „Wir produzieren alles am Standort Büren a. A. Hier finden sowohl die Produktion wie auch die Entwicklung statt.“ In den anderen Ländern besitzt die Firma eigene Vertriebsmitarbeiter. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 45 Personen und arbeitet am Produktionsstandort im Zweischichtbetrieb.
Kundenspezifische Kunststoffe
Ein typischer Auftragsablauf sieht so aus: der Kunde hat einen Kunststoff für seine Produkte evaluiert. Dazu hat er eine bestimmte Farbvorstellung, sei es aus einem RAL-Fächer oder auch einfach auf einem Ausdruck. Was für ihn aber noch wichtiger ist, sind technische Anforderungen und Normen, die das Produkt erfüllen muss. So gibt es zum Beispiel bei einem Abwasserrohr entsprechende Abwassernormen, bei einem Spielzeug entsprechende andere Normen und bei einer Zahnbürste wieder andere. In der EU ist das REACH oder in den USA sind es Vorschriften gemäss FDA. „Aufgrund dieser Eigenschaften, also dem eigentlichen Kunststoff, der Farbe und der entsprechenden Gesetzgebung kreieren wir dieses Produkt aus verschiedenen Pigmenten und Zusatzstoffen“, sagt Peter. Das Endprodukt sind Granulate, also entweder ein Farbkonzentrat oder direkt die eingefärbte Masse, das Compound. Die Gebinde reichen von 25 kg-Säcken bis hin zu LKW-Ladungen von 24 t pro Charge.
Viele Neuentwicklungen
Ein grosser Teil der Aufträge sind wiederkehrende Farben, bei denen der Hersteller auf bestehende Rezepte zugreifen kann. Ein Beispiel sind Kabelummantelungen, die seit Jahren immer die gleichen Eigenschaften und Farben aufweisen. „Hier geht es darum das Granulat zu einem besseren Preis anzubieten als die Konkurrenz“, sagt Peter. Es gibt aber auch Kunden, die für ihre Produkte aus Marketinggründen alle paar Monate die Farbe wechseln. Peter: “Solche Granulate stellen wir einmal ein und verkaufen Sie einmal.“ Eine weitere Kundengruppe fertigt Produkte, die generell die gleichen Eigenschaften und Farben aufweisen. Dann gibt es aber Sonderserien in einer neuen Farbe. „Ein Beispiel sind Getränkeverschlüsse, etwa von Coca-Cola, die standardmässig rot sind. Bei Aktionen oder Sondereditionen gibt es manchmal goldene Deckel“, erklärt Peter.
Pro Tag entwickelt der Farbenspezialist etwa acht neue Farben. Peter: „Beim grösseren Teil unserer Kunden machen wir neue Entwicklungen. Oft wechseln die Kunststoffe oder das Material muss neue oder zusätzliche Eigenschaften aufweisen.“
Die Software anpassen
Damit man bei dieser Fülle von Rezepten und Neuentwicklungen den Überblick behält, braucht es eine geeignete Software mit der Kunden, Aufträge und Produkte verwaltet werden können. So hat die Bruno Peter AG vor einigen Jahren das ERP-System CASYMIR eingeführt. Wie kam es dazu?
„Wir hatten ein veraltetes ERP-System, zu dem es zwar noch Support gab, aber keine Erneuerungen mehr. Das war ein Grund für uns, nach einem neuen Anbieter Ausschau zu halten“, erinnert sich der Geschäftsführer. Wie in jeder Branche nehmen auch hier die Anforderungen stetig zu. Das bedeutet, auch die Software muss sich weiterentwickeln und sich diesen Änderungen anpassen. Peter: „Standardabwicklungen wie Buchhaltung, Adressverwaltung oder Lagerhaltung müssen natürlich in jeder Firma funktionieren. Was für uns ausschlaggebend war, ist die Chargenrückverfolgbarkeit. Ein weiteres Kriterium war: Der Softwareanbieter sollte in der Lage sein, das System so umzubauen, dass es auf unsere bestehenden Prozesse passt.“
CASYMIR wird von der OPAG Informatik AG entwickelt und vertrieben. Thomas Peter sieht einen bedeutenden Vorteil darin, dass OPAG ein KMU ist, wie auch die Bruno Peter AG: „Wir sprechen dieselbe Sprache, was für die Zusammenarbeit im Entwicklungsprozess eine wichtige Voraussetzung ist. Auf der technischen Seite stehen die Softwareingenieure von OPAG, die das ERP-System auf unsere Prozesse zuschneiden konnten. Aus diesen Gründen haben wir uns für CASYMIR entschieden.“
Mit der gleichen Manpower mehr herausholen
Ein Beispiel für eine solche Anpassung ist die Flexibilität der Wägeprozesse. Es gibt neun Produktionslinien, von denen alle Maschinen wie Wagen oder Extruder in das ERP-Tool eingebunden sind. Die Reihenfolge, in der die verschiedenen Komponenten einer Rezeptur abgewogen werden, muss flexibel sein. Peter erklärt: „Die Pigmente liegen in Pulverform vor. Es gibt solche, die man nur in kleinsten Mengen für Farbnuancen braucht. Dazu benötigen wir eine andere Waage, als wenn wir die Hauptbestandteile in grösseren Mengen zumischen. So können in einem Wägeprozess bis zu drei Waagen mit verschiedenen Skalierungen zum Einsatz kommen. Da ist es sinnvoll, die Reihenfolge der Komponenten so zu wählen, dass wir zuerst alles wägen, das auf die grösste Waage muss, dann alles das auf die mittlere kommt und zuletzt die Nuancen mit der feinsten Waage beifügen.“ Andere Rezepte verlangen wiederum eine andere Reihenfolge.
Seit der Einführung von Casymir holt die Bruno Peter mit der gleichen Manpower mehr aus dem System heraus. Der Geschäftsführer fasst zusammen: „Es werden viel mehr Daten gesammelt und gespeichert, wir können mehr auswerten und uns dadurch auch verbessern. Wir sind siebenfach zertifiziert mit ISO-Normen, da ist der kontinuierliche Verbesserungsprozess sehr wichtig. Das ist der eigentliche Nutzen, den wir aus dem neuen System ziehen. Das muss natürlich in der Firmenkultur gelebt werden, mit dem ERP-System alleine ist es nicht gemacht.“
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